Restauration report : Inc 990 4°, laufende Nr. 30

 

Author : Firma Schempp
Eigentümer: Stadtbibliothek Trier

Die Inkunabel 990 4° ist in braunes Schafsleder gebunden. Im Blinddruckverfahren aufgebrachte Linien, Einzel- und Plattenstempel verzieren Vorder- und Rückdeckelbezug.

Auffällig ist der zu einem späteren Zeitpunkt aufgebrachte Lederrücken, welcher Teile der Originalüberzüge bedeckt.

Papier und Buchblock sind bis auf kleine Fehlstellen in der ersten und letzten Lage weitgehend intakt. Als Spiegel dienen zwei beidseitig beschriebene Pergamenthandschriften.

 

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Vorderdeckel

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Letztes Blatt und Spiegel hinten

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Detail vorderes Falz mit gebrochenen Bünden

Schadensbild:
Lederüberzug und Holzdeckel weisen einen starken Materialverlust durch Wurmfraß auf. Die fünf doppelten Lederbünde, sowie die Kapitalbünde sind alle im Falzgelenk gebrochen. Die Schließenpaare fehlen.

Durchgeführte Arbeiten:
Trockenreinigung mit dem Latexschwamm

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Abgelöster Pergamentspiegel

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Fehlstellenergänzung des Papiers auf dem Leuchttisch

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Abgelöster Lederrücken

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Durch vorsichtiges Einbohren in die Lederbünde wird Platz für neues Bundmaterial geschaffen. Leinenschnur wird durchgezogen und die Enden seitlich der Bünde aufgefächert verklebt.

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Die restaurierten Pergamentspiegel werden neu vorgeheftet.

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Restaurierte Holzdeckel: Die Fehlstellen sind mit Buchenholz ergänzt. Durch Einspritzen von Hausenblasenleim in die Wurmfraßlöcher wurden die Buchenholzdeckel stabilisiert.

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Die Holzdeckel werden angesetzt. Hierfür wird das neue Bundmaterial durch die Bundkanäle geführt und innen aufgefächert verklebt.

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Als Ergänzungsleder wurde alaungegerbtes Ziegenleder verwendet, welches mit Irgaderm Metallkomplexfarben eingefärbt wurde.

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Das alte Überzugsleder wird aufgebracht.

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Das Leder wird über die erhabenen Bünde am Rücken abgebunden.

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Restauriertes Objekt

Vorderdeckel Rückdeckel

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Vorderdeckel innen und Spiegel

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Schlussbemerkung:
Die Pergamentspiegel wurden nicht wieder vollflächig verklebt. Sie sind beidseitig beschrieben und das Pergament kann auf diese Weise besser „atmen". Die fehlenden Schließen wurden nicht ergänzt. Das Buch wird in einer Schemppbox aufbewahrt.

Verwendete Materialien/Klebstoffe:
Weizenstärkekleister, Tylose MH300, Hasenleim, Hausenblasenleim, Japanpapiere (KozuShi 23g, Senkashi 18g, Seidenjapan 8,5g), angefasertes Papier, alaungegerbtes Ziegenleder, Makobaumwollgewebe, Buchenholz, Messingnägel

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